Donnerstag, 24. April 2008

belgrad

24.04.2008
Bin grad in Belgrad angekommen.
Ich hab mich entschieden, 1-2 Tage hier zu bleiben (Duschen und so), hab in nem kleinem Hostel eingecheckt (10Euro/Tag), es ist das billigste das ich finden konnte. Aber dafür gibts kostenlos I-net.
Ich geh mir jetzt erst mal die Stadt anschauen und versuch´, irgend wo was Fleischiges zu Essen zu bekommen, kost´ ja hier alles nix.
In Gegensatz zu Ungarn gabs hier wieder nen Donauradweg, der allerdings nur bis Belgrad geht, ich werd mir jetzt erst mal eine Karte kaufen gehen.
24.04.2008
Wow, ist das ne geile Stadt!
Wenn ihr das naechste Mal in ex-YU unterwegs seid, muesst ihr unbedingt hier vorbeikommen.
Allein die alte Festungsanlage ist es wert. Wenn ihr Glueck hab ist auch nicht alles wegen Renovierung geschlossen.
Besonders geaergert hat mich, dass die Romans Well geschlossen war. Das ist laut Beschreibung eine Doppelwendeltreppe, die 1717-1735 150m in den Fels getrieben wurde. Aber auch so ist die riesige Festungsanlage Klasse.
Was ich leider trotz Bestechungsversuche nicht photogapieren durfte war die mirakulywater mass production. Die haben hier eine heilige Heilquelle in der Festungsanlage und in der Kapelle, die drueber steht, war gerade eine Frau dabei, mit einem Trichter ein paar hundert Flaschen Heilwasser aus einem total verbeulten Benzinkanister zu befuellen.
Ich bin dann noch auf der Suche nach Postkarten auf einen alten Mann in einem kleinen Laden in einem der Festungstore gestossen, der mir fast eine Stunde lang erzaehlt hat, wo ueberall in der Stadt ich Spuren von Tito finden kann. Ich hab mich dann noch nen Weilchen mit ihm ueber Politik unterhalten und rausbekommen, dass er ein alter Revolutionaer ist und er aus den Fehler gelernt hat und deshalb jetzt Anarchist ist. Er hat mir auch verraten, wo in der Stadt die Chancen am besten sind, umsonst zu uebernachten. Ich denk, ich werd die Plaetze morgen mal abfahren und vielleicht noch ein Weilchen laenger hier bleiben.
25.04.2008
So, ich werd dann jetzt mal weiter fahren.
ich weiss nicht, wann ich das naechste Mal ans I-net komme, kann also ein Bisschen dauern. Spaetestens aus Istanbul meld´ ich mich wieder. Ich weiss auch noch nicht genau, wie ich fahre, wahrscheinlich lass ich das Delta aus. Ich hab erfahren, dass es da ziemlich schwer ist, an Suesswasser zu kommen. Wahrscheinlich fahr ich auf direkter Linie zum Schwarzem Meer und dann nach Istanbul.

Budapest-Belgrad

Dies war wohl die eindruckvollste Etappe seit ich gestartet bin.
Nach ein paar Stunden in Budapest hab ich mich wieder auf die Suche nach dem Donauradweg gemacht. Was, wie ich jetzt weiss, von vorn herein zum Scheitern verurteilt war.
Nach dem ich nen Weilchen die Donau entlang geirrt bin beschliesse ich, selber nen Weg zu finden, was anfaenglich noch ganz gut laeuft. Direkt an der Donau geht ein betonierter Weg entlang einer Gas-Pipline, dem ich folge. nach ein paar km kein Asphalt mehr aber ein recht guter Feldweg, auf dem ich ganz gut vorran komme. zumindestens bis sich bei 32 Grad und guten 80% Luftfeuchtigkeit dass erst Sommergewitter entlaedt das ich in diesem Jahr erlebe. Platzregen Hagel Blitze und alles was dazugehoert. ich betrachte dass alles recht entspannt von der ueberdachten Freischankflaeche eines Sportfischer-Vereins aus, bei denen ich mich rechtzeitig unterstellen konnte. Als ich nach ca 15min wieder weiterfahren will kommt die boese Ueberaschung: der ehemals so gute Feldweg hat sich in ein riesiges Schlammloch verwandelt. Nach dem ich zweimal die Kontrolle ueber das Rad verloren hab und recht unsanft abgestiegen bin muss ich feststellen, dass Fahren unmoeglich ist. Das Zeug hat in etwa die Konsistenz von Kernseife die ein paar Tage im Wasser lag, klebt aber ueberall fast so, dass auch Schieben nach wenigen Metern unmoeglich wird. Ich muss alle paar Meter anhalten und die Raeder vom Schlamm befreien. So brauche ich fast ne Stunde um die 200 Meter zur Strasse zu ueberbruecken ,welche nach ca 10 km wieder in einem Schlammloch endet. Also wieder Schieben bis zur naechsten Strasse. Gegen Ende der zweiten Schlammstrecke versuche ich, ob es durch die Buesche, die die "Strasse" saeumen besser geht und dann passiert es: meine erster Platten, und das bei durchschnittlich 5cm Schlammkruste am Rad. Flicken kann ich heute vergessen, also schiebe ich noch froehlich singend an dem Knast, vor dem ich mich befinde, vorbei und baue mein Zelt mitten auf einem anderen Feldweg auf. Ich fuehle mich, als ob ich an die 300km gefahren waere. ein Blick auf den Tacho zeigt, dass es gerade mal 43 km waren; Durschnittsgeschwindichkeit 12,7km/h.
Am naechsten Tag werde ich von nem Bauern geweckt der genau den Feldweg braucht den ich als Campingplatz genutzt habe. Also schnellst moeglich mein Zeug zammpacken und weiterradeln, diesmal auf der richtigen Strasse, die mir der Bauer gezeigt hat.
Die Temperatur steigt schnell auf ueber 30 Grad und so sind die Blauen Trinkwasserbrunnen die es in jedem Dorf gibt oftmals die letzte Rettung. Nach ca 40 kam finde ich in einem kleinem Dorf raus, dass ich mich auf einer Insel befinde, obwohl ich mir immer noch sicher bin keine Bruecke ueberquert zu haben???
ich spreche die naechst beste Person an nem Supermarkt an (die ham hier auch am So offen) und frage nach nem Weg von der Insel runter. Auf recht lueckenhaftem Englisch versucht mir die Frau den Weg zu erklaeren, zeichnet mir ne Karte bis an die serbische Grenze und faehrt mir schliesslich mit dem Auto bis zur naechsten Bruecke vorraus. Am fruehen Abend suche ich mir tief in den Donauauen versteckt nen huebschen Platz fuer mein Zelt, baue mir aus meinem Wasserschlauch ne Dusche und muss feststellen, dass die ungarische Fliegenpopulation durchaus mit der australischen verglichen werden kann.
Nach ca 3 Stunden, die ich mich gegen immer heftigeren Gegenwing ankaempfe, erreiche ich die serbisch-ungarische Grenze.
die Ungaren fragen nur "Deutsch?" und winken mich durch.
auf der serbischen Seite sieht das dann schon anders aus: "How many euro?"
"About 50ct and 1000 furint"
der Beamte telephoniert ca 5min, daraufhin kommt sein Vorgesetzter.
wieder das selbe Spiel.
ich versuch zu erklaeren, dass ich ne Banckkarte und ne Visa Card hab;
wieder wird telephoniert.
Noch ein Vorgesetzter.
Diemal einer, der drei Woerter mehr Englisch spricht.
Ich zeige ihnen meine Carten.
Cie drei diskutieren ne Weile und fragen dann:
"You card for bankomata?"
"Yes"
"What you want here?"
"Riding my bike"
"To where?"
"Kapstadt"
"Ok!"
Ich bekomm nen Stempel und darf fahren.
Kurz nach der Grenze finde ich die Schilder fuer den Donauradweg, den es hier gibt, sponsored by germany. Also kaepfe ich mich die naechsten Tage bei ca 30 Grad und einem Gewitter nach dem anderen gegen den beinahe Sturm an. bis eines Morgens ca 190km vor Belgrad der wind dreht. Von nun an geht es mit 30-40km/h weiter, bei Novi Sad ueberquere ich die Donau und find meinen ersten Berg auf der Tour, 436m hoch 8-10% Steigung. aber es geht wieder runter und immer noch Rueckenwind. Also, trotz mitlerweile schlechter Sicht von ca 500m und einer Abkuehlung auf 11 Grad, Sonnenbrille aufgesetzt noch mal den korrekten Sitz des Helmes ueberprueft und runter gehts mit bis zu 68km/h.
Ca um 13 Uhr schau ich auf meinen Tacho und stelle fest, dass ich schon 170km zusammen hab. Und dann kommt ein Schild, dass hier die Radwegbeschilderung endet und es noch 20km bis Belgrad sind. Nach weitern 30 km bin ich mir sicher, dass ich mich verfahren habe. Also frage ich mich durch. Doch jede Beschreibung endet auf der Autobahn. Mitlerweile ziemlich genervt mache ich mich mitten im Siedlungsgebiet auf die Suche nach nem Platz, wo ich mein Zelt aufbauen kann. Kurz vor Einbruch der Nacht beschliesse ich, mich direkt neben der Autobahn in nen Graben zwischen zwei Felder zu legen. ich spanne mein Zelt als Plane notduerftig ueber den Graben und lege mich hin. Am naechsten Morgen suche ich mir einen Weg nach Belgrad und stelle fest, dass ich die Stadt mitlerweile halb umrundet habe.

Bild1:
Bei ueber 30 Grad oft die letzte Rettung: diese Brunnen stehen in Ungarn und Serbien an jeder Ecke

Bild2: Eurovelo6 in Serbien
Bescheibung auf dem Schild: unprepared but nice&quiet




Samstag, 19. April 2008

budapest

Fuenf Tage ist es nun her, dass ich Wien verlassen habe. Und nun, ein paar 100 km weiter bin ich in Budapest angelangt. Jaja, Budapest - die Stadt mit der wahrscheinlich geringsten Dichte an Internet-Cafes. Beinahe drei Stunden haben wir gesucht, um ein voellig ueberteuertes Cafe zu finden, in dem es nichteinmal moeglich ist, seine Bilder hochzuladen.
Momentmal, warum eigendlich wir?
Kaum war ich aus Wien wieder draussen taf ich Mark, den niederlaendischen Reiseradler wieder. Und da er ja auch auf dem weg nach Budapest war beschlossen wir gemeinsam unseren Weg zu suchen, was wahrlich nicht so einfach war.
Nach dem wir am ersten Tag nicht wirklich weit gekommen waren, da wir beide erst recht spaet in Wien los gefahren sind, kamen wir erst am zweiten Tag nach Bratislava, konnten dafuer die Stadt fast ohne Touristen geniessen, da diese sich durch den stroemenden Regen anscheinend abschrecken liessen. Nach kurzer Suche fanden wir schlieslich den vertrauten Eurovelo 6 wieder und genossen die malerischen Landschaften der slovakischen Donauauen bei Spitzengeschwindigkeiten von 52kmh und Rueckenwind. Verhaeltnisse, die mensch sonst nur in Kuestenregionen erwartet.
Am darauf folgenden Tag beschlossen wir, die Donau zu ueberqueren und nach Ungarn einzureisen, was sich im nachhinein als Fehler erweist. Selbst bei intensiver Suche gelang es uns nicht, den Donauradweg dank mangelnder Existenz wieder zu finden und sahen uns so gezwungen, die letzten 100 km auf einem der Hauptverkehrswege Ungarns zu absolvieren, welche sich duch das bergige Hinterland schlaengelt und aufgrund des massiven Schwerlastverkers in einem mieserablem Zustand ist. Erschwerend kam auch noch hinzu, dass der ehemals so wundervolle Rueckenwind nun aus der entgegengesetzten Richtung kam und somit unseren Tagesschnitt auf unter 80 km drueckte.

Montag, 14. April 2008

Samstag, 5. April 2008

wien


Bin gestern (5.4.08) in Wien angekommen.
Nachdem ich mich am Mittwoch spontan dazu entschloss, noch einen Tag mit der Abfahrt zu warten und erst mal den schlimmsten Hagel abzuwarten, erwischte es mich dann am Donnerstag doch noch voll. Dreimal Hagel mit über 1cm großen Körnern abwechselnd zu Sonne und Platzregen ließen die ersten 180 km ziemlich anstrengend werden. Abends um kurz vor 7Uhr baue ich dann schließlich mein Lager in Plattling neben dem von zwei slowakischen Paddlern auf.

Der nächste Tag entschädigte dann mit ehrlichem Radfahr-Wetter und dem super ausgebauten Donauradweg. Gegen Mittag treffe ich Mark, einen niederländischen Radler, der seit vier Wochen unterwegs ist und sich gerade in Richtung Budapest bewegt. Wir fahren bis Passau gemeinsam, wo wir auf zwei seltsame christlichen Radnomaden treffen, die seit ca 10 Jahren unterwegs sind, die letzte Zeit in Ungarn verbracht haben und grade auf Arbeitsuche in Deutschland unterwegs sind; von ihnen erhalten wir ein paar nützliche Infos über den weiteren Verlauf des Radwegs und erfahren, dass die meisten Donau-Fähren noch nicht fahren. Da diesen aber oftmals die einzige Möglichkeit sind, den Fluss zu überqueren, enden viele Radweg-Varianten als Sackgasse. Nach ein paar Stunden in Passau fahre ich schließlich weiter, während Mark sich entscheidet, die Nacht in Passau zu verbringen. Kurz vor Einbruch der Nacht fand ich in mitten der Donauschlinge einen perfekten Zeltplatz und übernachtete in dieser wunderschönen Landschaft.

Der nächste Tag beginnt mit einem schmerzenden Knie und damit, dass ich trotz Vorwarnung in eine der Radweg-Sackgassen gerate und somit auf die Strasse wechseln muss, was einen 400m Aufstieg mit sich bringt. Nach einiger Zeit finde ich schließlich den Radweg kurz vor Linz wieder und folge ihm noch einen Tag lang bis Wien.